Pilates Technik erklärt
Besser trainieren mit gedanklichen Bildern
Die Kraft der Imagination
11. Juli 2022, von Mag. Maria Felsner
Bildliche Sprache
Wenn wir Trainer im Pilates Training bildliche Anleitungen geben, wie zum Beispiel sich vorzustellen, wie sich eine „Ameisenstraße“ unter der Lendenwirbelsäule bildet, existiert diese sowohl in der Vorstellung des Kunden als auch in der des Trainers.
Diese Vorstellung kann oft sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist es auch für mich als Trainer wichtig, neben einer bildlichen Sprache eine präzise Sprache zu benutzen.
Doch bleiben wir vorerst bei der Imagination. Imagination zu verwenden, ist in der Regel sehr hilfreich.
Schon Joseph Pilates war sich dessen bewusst und hat vielen seiner Übungen bildhafte Namen gegeben: Scissors — die Schere, Rolling like a Ball — Rolle wie ein Ball, Seal — der Seehund.
Für viele wird dank dieser Bilder die Übung anschaulicher. Doch über die Imagination können wir noch viel, viel mehr erreichen.
Imagination gezielt einsetzten
Die Imagination, das gezielte einsetzten von mentalen Techniken, kann für unsere Gesundheit sehr hilfreich sein.
Sie kann helfen…
- Bewegungen zu koordinieren,
- besser zu trainieren,
- die Haltung zu verbessern,
- Schmerzen zu reduzieren,
- die Heilung nach Verletzungen zu unterstützen,
- deine Kreativität zu fördern,
- Selbstvertrauen aufzubauen,
- Ziele zu erreichen und vieles mehr.
Deshalb ist es auch mir im Training und im Alltag wichtig, diese Techniken einzusetzen. Ich versuche immer wieder den Kunden bewusst zu machen, welches Potenzial die Kraft der Vorstellung hat.
Denn wir wissen, dass nicht nur der Kopf „denkt“, sondern auch der Körper. Sprechen wir mit dem Körper, können wir die Ziele erreichen, von denen wir immer geträumt haben. Wir geben dem Körper über die Vorstellungskraft vor, gesund, vital und funktionstüchtig zu sein. Die Muskeln wie auch die Faszien „denken“ mit und reagieren.
„Pilates ist die vollständige Koordination von Körper, Geist und Seele.“
JOSEPH PILATES
Übung 1
Hier eine kleine Übung für dich:
Denke dich in folgende Bewegung hinein, ohne sie auszuführen:
Stell dir vor, wie deine Nase eine kleine Spirale zeichnet. Diese Spirale wird immer größer, bis du das Gefühl hast, der Radius hat seinen Anschlag erreicht. Dann zeichne den Radius wieder zunehmend kleiner, bist du wieder den Punkt, an dem du gestartet bist, erreicht hast.
Allein diese Vorstellung reicht, die richtigen Muskeln anzusprechen, gleichzeitig kannst du dir ein Bild darüber machen, was in deinem Körper passiert.
Wenn du nun die bildliche Vorstellung über eine taktile Anregung unterstützt, bildest du das „Muskelgedächtnis“ aus.
Übung 2
Eine weitere Übung für dein Muskelgedächtnis:
Setzte dich auf einen Stuhl und lege beide Hände auf einen deiner Oberschenkel. Strecke den Unterschenkel nach vorne aus und spüre, wie der Quadrizeps — der vierköpfige Oberschenkelmuskel — unter deinen Händen anspringt. Die Patella — Kniescheibe — wird nach oben gezogen. Wiederhole dies ein paarmal.
Als Nächstes klopf mit deinen Fingern auf die Innenseite des gebeugten Beines knapp seitlich über der Kniescheibe und dem Gelenk. Hier befindet sich der Innenschenkelmuskel („Musculus vastus medialis“), einer der 4 Köpfe vom Quadrizeps. Dieser neigt zur Abschwächung gegenüber den andern drei Muskeln. Durch das Klopfen weiß der Vastus, dass er gemeint ist und „mithelfen“ kann bei der Aktivierung.
Als Nächstes gehe mit deiner Vorstellungskraft in diese Muskelregion und stelle dir vor, wie diese Muskeln gemeinsam als Team arbeiten.
Dann lege wieder eine Hand so auf den Oberschenkel, dass du bei der Streckung spürst, wie sich die Muskeln bewegen.
Versuche die Muskeln in deinem Oberschenkel zu finden. Mach dir ein geistiges Bild davon, wie und wo jeder Muskel befestigt ist und für welche Bewegung er verantwortlich ist.
Diese Vorstellung ist vor allem dann sehr wichtig, wenn wir Schmerzen haben, oder verletzungsbedingt eingeschränkt sind.
Hier kannst du unsere LIVE Pilates Stunde zum Thema nachsehen. In dieser LIVE Stunde vertiefen wir die Tipps zum Thema „Pilates & Imagination — besser trainieren“.
Hilfe in Krisensituationen
Lernen wir solche Techniken, bevor wir in eine „Krisensituation“ kommen, kann unser Körper schneller reagieren und heilen. Zum Beispiel, bei einem Kreuzbandriss, wird mit dieser Technik der Heilungsprozess unterstützt.
Ein typisches Beispiel dafür sind Spitzensportler, welche nach schweren Verletzungen wieder sehr rasch einsatzfähig sind. Dies liegt nicht nur an der zusätzlichen Betreuung von Ärzten und Spezialisten, sondern auch daran, dass sie die Kraft der Vorstellung einsetzten.
Fazit
Durch die Imagination nehmen wir den kognitiven Kontakt zu unserem Körper wie auch Geist auf. Wenn wir diese Imagination ins Positive lenken, erlernen wir Pilates Übungen schneller, regenerieren rascher und können auch den Geist so beeinflussen, dass er die Gedanken in eine positive Richtung lenkt.
Probiere es aus!
Zu diesem Thema gibt es viel Literatur und Studien. Solltest du Interesse an einem spezifischen Thema haben, schreib mir ein Mail. Gerne gebe ich dir ein paar Links oder Tipps weiter.
PS: Mit unserem Pilates Trainingskalender kannst du spielend einfach das regelmäßige Pilates Training in deinen Alltag integrieren und bleibst motiviert.